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11. Deutscher Maschinenbaugipfel in Berlin

Zwei interessante und angesichts der Informationsfülle auch anstrengende Tage in Berlin beim 11. Maschinenbaugipfel liegen hinter mir. Hier eine Kurzfassung der Eindrücke, die ich mitgenommen habe.

Politik/Konjunktur

Angesichts der schlechten Zahlen insbesondere beim Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau sind sich mittlerweile alle Experten einig, dass die guten Zeiten in der Branche erst einmal vorbei sind. Die Gründe sind vielfältig:

  • Politische Unsicherheiten (Handelskrieg USA/China, Brexit) führen zu Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen.
  • Eine allgemeine Nachfrageschwäche in China, das nicht mehr die Wachstumsraten vergangener Jahre aufweist und insofern weniger deutsche Maschinen braucht.
  • Die Schwäche der deutschen Automobilindustrie infolge Dieselskandalen und schmerzvoller Transformation weg vom Verbrennungsmotor. Die Automobilindustrie sowie deren Zulieferer sind die wichtigste Kundenbranche für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau.

Uneinigkeit herrscht darüber, wie groß die Krise wird (der VDMA Präsident rechnet mit „Windstärke 8-9“) und wie lange sie andauern wird. Immerhin soll die Weltwirtschaft auch in 2020 moderat wachsen (sofern keine weiteren Krisen entstehen oder die bestehenden nicht weiter eskalieren).

Einige Referenten sahen in der Krise auch die Chance, ihre Unternehmen fitter für den Wettbewerb zu machen und beispielsweise durch die Digitalisierung ihrer Produkte und Prozesse entweder neue Geschäftsmodelle zu erschließen oder die Produktivität zu verbessern.

Die Bundeskanzlerin versicherte in ihrer Rede, dass sich die Bundesregierung auch weiterhin international für das Funktionieren des Welthandels und der multilateralen Organisationen einsetzen wird. Das kam bei den Vertretern des stark exportorientierten Maschinen- und Anlagenbaus natürlich gut an. Ebenso ihr Versprechen, Bürokratie national wie EU-weit abzubauen. Als Beispiel nannte sie die unselige A1-Bescheinigung, welche Einsätze von Servicepersonal in manchen EU Ländern extrem verkompliziert. Die Kanzlerin verteidigte auch das Klimapaket der Bundesregierung, das vom VDMA als zu wenig ambitioniert angesehen wird. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass man für die Erreichung ehrgeiziger Klimaziele effizientere Maschinen benötigt. Da bieten sich natürlich Chancen für deutsche Maschinenbauer.

Fokus Konferenz Digitalisierung

Es wird häufig behauptet, dass Deutschland im Bereich KI längst den Anschluss an die USA und auch an China verloren hat. Dem widersprachen einige Referenten mit dem für mich schlüssigen Argument, dass die Industrie eine „andere KI“ benötigt als Privatanwender. Denn anders als im privaten Bereich sind industrielle Daten oft strukturiert und gibt es auch eine Menge Wissen über diese Daten (so genanntes Domänenwissen) in den Unternehmen. Insofern wäre es einfach dumm, beispielsweise Prozessdaten aus der Fertigung wie gewöhnliche Massendaten zu behandeln und „blind“ durch einen handelsüblichen KI Algorithmus zu jagen. In diesen Fällen sollten erst einmal Fertigungsexperten die Ursache-Wirkungsbeziehungen zwischen den Prozessschritten und den daraus entstehenden Daten untersuchen, bevor Data Scientisten nach Strukturen und Korrelationen in den Daten suchen.

Aus diesem Grund arbeiten in PIKON Data Science Projekten unsere Prozessexperten aus dem ERP Bereich eng mit unseren Data Scientisten zusammen. Dadurch kombinieren wir unser Branchenwissen im Maschinen- und Anlagenbau mit der Data Science Expertise und den dazugehörigen Tools.

Mein Eindruck war, dass der Maschinen- und Anlagenbau bei Digitalisierung im Allgemeinen und KI im Besonderen noch relativ am Anfang einer Entwicklung steht, die momentan eher evolutionär als revolutionär verläuft. Produkte bekommen neue, „intelligente“ Funktionen (zum Beispiel Roboter, die selbständig erkennen, wie sie ein neues Werkstück greifen müssen), Prozesse werden Schritt für Schritt digitalisiert und damit effizienter. Bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle (Services anstelle von Maschinen verkaufen) geht es eher langsam voran. „Think big and start small“ scheint momentan die vorherrschende Devise zu sein. Dass das auch ganz anders angegangen werden kann, wurde bei spannenden Vorträgen beispielsweise von Hyperloop und Google deutlich (beide „natürlich“ keine deutschen Unternehmen).

Es gab auch interessante Diskussionen zu den ethischen Aspekten des Einsatzes von KI. Ein spannender Gedanke war aus meiner Sicht, dass Europa durch Entwicklung einer KI, welche die Menschenrechte respektiert, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen erringen könnte.

Mein Fazit

  • Die Lage für den Maschinen- und Anlagenbau ist nicht einfach, aber es herrscht keine Panik.
  • Bei Thema KI stehen wir am Anfang einer spannenden Entwicklung. Die Verbindung von Wissen über KI und Daten mit dem Prozesswissen ist für die Industrie entscheidend.
  • Die Branche bleibt für PIKON attraktiv, mit unserer Kombination aus Branchen-/Prozesswissen und unsere neuen Leistungen im Bereich Data Science sind wir gut aufgestellt.

Falls Sie noch Fragen haben, sprechen Sie mich gerne an.

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Über den Autor
Jörg Hofmann
Jörg Hofmann
Jörg Hofmann ist Gründer und Chief Financial Officer der PIKON Deutschland AG. Die Schwerpunkte seiner Beratungstätigkeit liegen im Maschinen- und Anlagenbau sowie in High-Tech Unternehmen, hier insbesondere im Controlling von komplexen Kundenprojekten mit Hilfe der SAP-Module PS (Projektsystem) und CO (Controlling). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Konzeption und Implementierung paralleler Rechnungslegung mit Hilfe des neuen Hauptbuchs.

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